Der Heilige Gral, das Bernsteinzimmer oder neue Auszubildende – was ist schwerer zu finden? Diese Frage mag überspitzt erscheinen, doch sie wirft einen Blick auf die Herausforderungen, denen Unternehmen heute gegenüberstehen, wenn sie qualifizierte Nachwuchskräfte gewinnen wollen. In einer Zeit, in der der Wettbewerb um talentierte junge Menschen intensiver ist als je zuvor, gleicht die Suche nach Auszubildenden oft einer abenteuerlichen Suche mit ungewissem Ausgang.
Alle wollen Azubis
Viele Unternehmen suchen händeringend nach Auszubildenden. Lagen den Personalverantwortlichen früher so viele Bewerbungen auf dem Tisch, dass sie damit einen Turm zu Babel bauen konnten, herrscht nun eher gähnende Leere. Immer mehr Unternehmen sind schon froh, wenn sie überhaupt Nachrichten bekommen, die von echten Jugendlichen und nicht von dubiosen Recruitern stammen, die das Blaue vom Himmel versprechen. Diese Entwicklung ist besorgniserregend und niemand (!) besitzt ein Patentrezept dagegen. Es gibt Ideen und Ansätze, die Unternehmen beherzigen können, aber eine realistische Einschätzung muss gegeben sein.
Verzweiflung ist ein schlechter Ratgeber
Wir verstehen, dass es verlockend ist, in Zeiten des Bewerbermangels ungewöhnliche Wege zu beschreiten, um die Aufmerksamkeit potenzieller Auszubildender zu erregen. Entgegen der eigenen Unternehmensidentität zu agieren führt aber zwangsläufig in eine Sackgasse. Den 56-jährigen Geschäftsführer, der definitiv Besseres zu tun hat, vor die Handykamera zu zerren, damit er in einem TikTok-Video den Eintänzer gibt, hat keinen Mehrwert. Ein Unternehmen sollte sich nicht anders darstellen, als es ist, um Auszubildende zu gewinnen, sondern vielmehr die vorhandenen Stärken und Werte betonen. Glaubwürdigkeit hält viel länger als eine Internetchallenge.
Was wollen die Azubis?
Die Jugendlichen in diesem Land sind keine heterogene Maße, sondern ganz unterschiedliche Individuen, auf die aber natürlich bestimmte Einflüsse wirken. So sind die meisten Jugendlichen sehr internetaffin, nutzen soziale Medien und haben ihr Smartphone immer dabei. Ihr Interesse an klassischen Medien nimmt kontinuierlich ab. All dies muss man berücksichtigen, ohne sich dazu hinreißen zu lassen, die Realität völlig zu verbergen. Der Arbeitstag eines Dachdeckers, einer Verwaltungsfachangestellten oder eines Einzelhändlers besteht nicht darin, um 10:00 Uhr aufzustehen, zwei Stunden lang lustige Videos zu drehen und dann mit dem ganzen Kollegium eine Party zu feiern. Entsprechend sollte dieser Eindruck auf nicht erweckt werden.
Sind die Jugendlichen von heute einfach nur faul?
Das Bild der „faulen Jugend“ ist ein altbekanntes Klischee, das immer wieder auftaucht. Schon die alten Römer klagten über die vermeintliche Trägheit ihres Nachwuchses, nur eben auf lateinisch. Betrachtet man die Jugendlichen von heute genauer, wird schnell deutlich, dass sie mit einem rapiden technologischen Wandel und einer komplexen globalen Situation konfrontiert sind. Ihre Welt ist geprägt von einem ständigen Strom an Informationen, schnellen Veränderungen und neuen sozialen Dynamiken. Zugleich nehmen sie natürlich den Mangel an Auszubildenden und damit ihren eigenen Wert wahr. Das führt zwangsläufig dazu, dass sie gewisse Ansprüche stellen. Letztlich gibt es innerhalb jeder Generation individuelle Unterschiede. Manche Jugendliche sind hochmotiviert und setzen sich für ihre Ziele ein, während andere vielleicht eine längere Orientierungsphase benötigen oder tatsächlich einfach nur lustlos sind. Generalisierungen über eine ganze Generation hinweg sind selten gerechtfertigt und kaum zielführend.
Die richtige Sprache finden
Bitte, bitte sprechen Sie potenzielle Bewerber nicht plötzlich mit „Digga“ an, das meinen wir an dieser Stelle nicht. Es ist wichtig, dass Sie einen Weg beschreiten, der zu Ihrem Unternehmen passt, und den Sie dann auch konsequent folgen. Wenn Sie sich zum Beispiel entschließen, Auszubildende zu duzen, dann bleiben Sie durchgängig dabei. Sprechen Sie potenzielle Bewerber in sozialen Netzwerken nicht anders an als auf der Homepage oder in Printanzeigen, das wirkt unglaubwürdig. Überlegen Sie sich, wie Sie Jugendliche erreichen wollen und entwickeln Sie eine Strategie, hinter der Sie stehen.
Azubisuche in Social Media
Soziale Netzwerke sind mittlerweile keine Ausnahmeerscheinung in der Azubisuche mehr, sondern Standard. Dessen müssen Sie sich bewusst sein. Es gab Zeiten, da war es innovativ, wenn Unternehmen Instagram genutzt haben, um Stellen zu besetzen. Das ist es heute nicht mehr. Dennoch fallen gutgemachte, durchdachte Social-Media-Kampagnen auf und sind ein entscheidender Faktor, um junge Talente anzusprechen und zu gewinnen.
Plattformen wie Instagram, Facebook und sogar TikTok bieten die Möglichkeit, die Persönlichkeit Ihres Unternehmens zu präsentieren und potenzielle Auszubildende zu erreichen. Dabei geht es nicht nur darum, Stellenangebote zu posten, sondern auch um Storytelling und Authentizität. Teilen Sie echte Einblicke in Ihren Arbeitsalltag, stellen Sie Mitarbeiter vor und zeigen Sie, was Ihr Unternehmen besonders macht. Durch gezielte Inhalte können Sie eine positive Arbeitgebermarke aufbauen, die bei jungen Menschen Eindruck hinterlässt. Bleiben Sie sich dabei selbst treu und respektieren Sie die eigenen Grenzen. Wenn ein Trend nicht zu Ihrem Unternehmen passt, dann laufen Sie ihm nicht hinterher. Bleiben Sie auf Ihrem Weg.
Azubisuche mit Homepage
Vergessen Sie Ihre eigene Homepage nicht! Diese kann ebenfalls ein sehr nützliches Werkzeug in der Azubisuche sein. Stellen Sie die angebotenen Ausbildungsberufe übersichtlich dar. Geben Sie klare Informationen zu Inhalten, Dauer und Perspektiven. Nutzen Sie aussagekräftige Bilder, Videos und Erfahrungsberichte von aktuellen Azubis, um authentische Einblicke zu gewähren. Integrieren Sie eventuell Erfolgsgeschichten von ehemaligen Auszubildenden, um die Attraktivität Ihrer Ausbildungsprogramme zu unterstreichen. Bieten Sie auf Ihrer Homepage eine unkomplizierte Möglichkeit zur Online-Bewerbung an. Um all dies zu realisieren, lohnt es sich eventuell, eine eigene Unterseite oder sogar eine separate Webpräsenz für die Azubis zu erstellen. Wenn Sie schon einen Karrierebereich auf Ihrer Homepage haben, können Sie den Azubis einen eigenen Abschnitt widmen. Eine gewisse Trennung zwischen den Stellenangeboten für ausgelernte Fachkräfte und Azubis ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Azubisuche mit Print
Geben Sie es zu, Ihr erster Gedanke war gerade: „Junge Leute lesen gar keine Zeitung mehr!“. Das mag größtenteils stimmen, aber ihre Eltern tun es. Und ihre Großeltern. Zwar sollten sich junge Leute ihre Ausbildungsstellen selber aussuchen, aber in der Realität ist es oft die Familie, die auf Jugendliche einwirkt, gerade dann, wenn diese noch mitten im Schulalltag stecken. Printanzeigen können daher durchaus eine unterstützende Funktion bei der Azubisuche übernehmen und den Part abdecken, den Social Media eben nicht abdeckt.
Zeit investieren, um keine Zeit zu verlieren
Es gibt diesen einen Ort, an dem Sie garantiert viele Jugendliche finden: Die Schule. Hier bietet sich Ihnen die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler frühzeitig zu erreichen und für sich zu gewinnen. Manche Schule bieten entsprechende Programme wie Berufsorientierungstage an. Es gibt aber noch sehr viele weitere Kooperationsmöglichkeiten wie Praktika, Werksbesichtigungen oder Schulungen, um Schülern einen praxisnahen Einblick in Ihr Unternehmen zu ermöglichen. Auch mit der Gestaltung von informativen Workshops und Vorträge über verschiedene Ausbildungsberufe können Sie sich in das Bewusstsein der jungen Leute bringen. Natürlich nimmt dies Zeit in Anspruch, die sich vielleicht nicht sofort, aber dafür in zwei bis drei Jahren auszahlt.
Entwicklungen mitgestalten
Alle drei Jahre wird die PISA-Studie durchgeführt, die uns alle darin bestärkt, mit dem Kopf zu nicken, weil wir es immer schon gewusst haben, und dann zur Tagesordnung überzugehen. Nur bringt Sie das bei der Suche nach Azubis nicht weiter. Letztlich sind Sie auf die Schulen angewiesen. Ein gutes Verhältnis zwischen Unternehmen und Schulen ist daher eine Notwendigkeit und zugleich eine strategische Partnerschaft, die langfristige Vorteile für beide Seiten bringen kann. Die enge Zusammenarbeit mit Schulen eröffnet Ihnen nicht nur die Möglichkeit, potenzielle Auszubildende zu erreichen, sondern auch das Bildungsniveau der zukünftigen Arbeitnehmer aktiv mitzugestalten. Es ist eine Investition in die Zukunft, die nicht nur Ihrem Unternehmen, sondern auch der Gesellschaft insgesamt zugutekommt.
Die Rolle von Agenturen
Selbstverständlich sind wir nur eine Agentur und können nicht für alle unsere Kolleginnen und Kollegen sprechen, aber für uns gilt: Backen können wir Ihnen die Auszubildenden nicht. Wenn, dann würde das Rezept ungefähr so lauten:
- 500 g gute Laune (frisch und unverarbeitet)
- 1 Prise Neugier (am besten bio-zertifiziert)
- 250 ml Teamgeist (nicht aus der Dose, sondern frisch gepresst)
- 1 Tasse Lernbereitschaft (extra stark)
- 200 g Kreativität (ohne Konservierungsstoffe)
- 3 Esslöffel Pünktlichkeit (kein Ersatzprodukt erlaubt)
- 1 Teelöffel Humor (nach eigenem Geschmack)
Zusammenarbeit mit Spezialisten
Es gibt Dienstleister, die darauf spezialisiert sind, Auszubildende zu finden. Neudeutsch werden sie gerne „Recruiter“ genannt. Vor der Arbeit seriöser Recruiter haben wir großen Respekt. Sie verfügen in der Regel über eine spezielle Infrastruktur, um den gesamten Prozess der Azubisuche professionell zu gestalten. Leider bestehen im Recruiting auch viele unseriöse Angebote, die daran zu erkennen sind, dass sie sehr aggressiv um Kunden werben und unrealistische Versprechen machen.
Obwohl Werbeagenturen und Recruiter zumeist nicht direkt zusammenarbeiten, können Sie sich gegenseitig unterstützen. Auch in der Suche nach Auszubildenden ist ein Miteinander immer erfolgreicher als ein Gegeneinander.
Fazit
Aufgeben ist keine Option
Die Suche nach Auszubildenden wird in den nächsten Jahren (voraussichtlich) nicht einfacher und nicht günstiger, aber ob Sie es glauben oder nicht: Es gibt immer noch eine beachtliche Anzahl an Jugendlichen, die gefunden werden wollen. Weitermachen, Zeit investieren und kreativ sein, ohne die eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu setzen – das sind die Herausforderungen. Aufgeben ist keine Option.
Weitere Beiträge
Website und wie weiter?
Lesedauer 6 Minuten Eine Website ist ein dynamisches Instrument und sollte als solches verstanden und genutzt werden. Zu einem digitalen Staubfänger muss sie nun wirklich nicht werden.
Noch zeitgemäß oder schon unverantwortlich? Unternehmen und Weihnachtsgeschenke
Lesedauer 7 Minuten Was darf man noch, was soll man nicht? Viele Firmen ringen inzwischen Jahr für Jahr mit der richtigen Strategie.
Bock auf Blog? Was dieses Medium für Unternehmen kann
Lesedauer 7 Minuten Blogs haben sich vom „Online-Tagebuch“ zu einem redaktionellen Medium weiterentwickelt und so ihren Platz im digitalen Ökosystem gefunden.